Gestern fragte Thomas angesichts der Buchstabendreher zu Recht danach, weshalb man in Spanien „cocodrilo“ statt „crocodilo“ und „Argelia“ statt „Algeria“ sagt, da Tier und Land in anderen Sprachen eher in der zweiten Schreibweise zu finden ist:
Deutsch: „Krokodil“, „Algerien“
Englisch: „crocodile“, „Algeria“
Französisch: „crocodile“, „l’Algérie“
Italienisch: „Algeria“
Wie, da fehlt eine Übersetzung? Ja, in der Tat ist auch im Italienischen von „coccodrillo“ die Rede, und das verweist auch schon auf den Ursprung dieser Nebenform: Während der wissenschaftliche Name „Crocodilia“ auf dem standardlateinischen „crocodilus“ abstammt, bildete sich ab dem 13. Jh. die vulgärlateinische Variante „cocodrillus“ heraus, die bis heute im Spanischen und Italienischen erhalten geblieben ist.
Was den Namen des nordafrikanischen Staats betrifft, so geht der Verdreher im Spanischen auf ein als Lambdazismus bekanntes Sprachphänomen zurück, bei dem ein bestimmter Konsonant durch ein „l“ ersetzt wird. Manche dieser ursprünglichen Fehlbildungen hielten im Laufe der Zeit in der Schriftsprache Einzug und gelten heute als korrekt. Im Falle der spanischen Übersetzung für „Girlande“ kann man sowohl „guirnalda“ als auch „guirlanda“ verwenden, wobei kurioserweise die zweite, für uns Alemols richtig klingende Version kaum gebraucht wird. Keine Alternativen gibt es dagegen beim spanischen „verdulería“ (statt „verdurería“) und beim katalanischen „perruqueria“ (für Spanisch: „peluquería“).
Wenn ihr Gabriel heißt, müsst ihr euch übrigens darauf gefasst machen, auf Umgangsspanisch auch mal als Grabiel bezeichnet zu werden. Wenn sich euch schon beim Lesen die Zehnnägel hochbiegen, solltet ihr vielleicht der Facebook-Gruppe „el universo se contrae cuando alguien dice ,Grabiel‘ en lugar de ,Gabriel‘“ beitreten …
Na das nenn ich „prompte Bedienung“. 😉
Vielen Dank für die interessanten Einblicke in dieses Phänomen.
Nichts zu danken, hat mich ja selbst interessiert!
¡Qué interesante, André!
Un saludo.
Gracias, Jota. Lo mismo he pensado yo al investigarlo…
Einen hab ich noch…
Beim Spanienurlaub letzte Woche ist mir bei der Lektüre der Lokalzeitung ein weiterer Kandidat für obige Sammlung aufgefallen:
in fraganti – vom lateinischen „in flagranti“
Danke, Thomas, den Kandidaten kannte ich noch nicht, habe aber herausgefunden, dass die RAE sowohl die vermurkst klingenden Versionen “infraganti/in fraganti” als auch die spanische Version “en flagrante” anerkennt …